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Bluthochdruck

Bluthochdruck

Bluthochdruck ist gefährlich: Er bedroht die Existenz in Form von Infarkt, Schlaganfall oder Aneurysma. Doch die Krankheit bietet auch Chancen – wenn man seine (schlechten) Gewohnheiten ändert.

Wir kommen mit gesunden Blutgefäßen zur Welt. Wenn die Nabelschnur durchtrennt wird, übernimmt unser eigener Kreislauf die Arbeit – vorher war er in den Kreislauf unserer Mutter integriert, von ihr wurden wir versorgt.

Jetzt, nach dem Schnitt, rauscht durch das geschlossene System unserer Blutgefäße eine Flüssigkeit mit wichtigem Auftrag. Unser Blut transportiert Sauerstoff und Nährstoffe, es reguliert unsere Körpertemperatur, es schleust Abwehrkräfte in Krisenregionen. Das Blut führt schließlich Abfallstoffe und Kohlendioxid in Leber, Niere, Darm und Lunge zum Abtransport aus dem Körper.

Geordnetes Chaos im Strom

Mit diesen Aufgaben ist unser Blutkreislauf ununterbrochen beschäftigt. 80 Jahre, 29.200 Tage, 700.800 Stunden – eine phänomenale Leistung!

Die Blutgefäße müssen dicht, sie müssen geschmeidig bleiben. Sie reagieren flexibel und geben die richtige Antwort auf extreme Situationen. Auf den 100-m-Lauf und auf Liebeskummer, auf die Zigarette am Morgen, auf das Glas Wein am Abend. Sie verkraften den Schweinsbraten und die Pizza, sie halten den Temperaturen auf Mykonos genauso stand wie denen in Nowosibirsk. Sie brechen nicht, sie frieren nicht ein. Aber sie können im Laufe der Jahre verengen und starr werden.

Wenn dieselbe Menge an Flüssigkeit einmal durch eine flexibel reagierende und dann durch eine enge Leitung rauscht, ist der Druck in der engen Leitung höher. Immer. Und Ihren Blutgefäßen fällt die Arbeit schwerer, denn sie stehen unter Druck.

Beklagen sich die Blutgefäße deswegen? Nein! Sie verrichten ihre Arbeit weiterhin stillschweigend wie all die Jahre zuvor.

Doch es ist Gefahr im Verzug! Sie schleicht sich heran, und wir spüren davon – nichts.

Blutgefäße senden keine Schmerzsignale

Das Blut rauscht durch unseren Körper, und wir bekommen kaum etwas davon mit. Manchmal klopft uns das Herz zum Hals. Wenn wir ungünstig liegen, hören wir es pochen, sonst aber geschieht die Arbeit in unserem Körper lautlos.

Und weil wir nichts hören und weil wir nichts spüren, ist für uns alles in Ordnung. Blutgefäße senden keine Schmerzsignale. Das macht ihre krankhafte Veränderung so heimtückisch. Und das ist der Grund, warum ein verantwortungsbewusster Arzt immer auch Ihren Blutdruck misst, selbst wenn Sie bloß wegen eines aufgeschürften Knies in die Praxis kommen. (Dass er die Blutdruckmessung mit einer gesetzlichen Krankenkasse nicht abrechnen kann, ist ihm dann besonders hoch anzurechnen.)

Warum aber verengen Blutgefäße? Warum und wie entsteht Bluthochdruck?

Wie es zu Bluthochdruck kommt

Es ist ganz normal, dass Venen und Arterien enger werden; unsere Blutgefäße werden mit uns älter, an den Gefäßwänden lagert sich Schlacke ab. Der Volksmund spricht von „Verkalkung“.

Ob Sie deshalb Medikamente benötigen, klären Sie mit Ihrem Arzt. In diesem Gespräch werden Sie eine vielleicht überraschende Erfahrung machen: Ihr Arzt wird zwar eine Diagnose stellen können – er spricht dann vielleicht von essentieller Hypertonie –, aber ob und welche Krankheit dahinter steckt, das wird er oft nur vermuten können.

Man muss es ganz klar sagen: Die körperlichen Ursachen, die zum Bluthochdruck führen, sind bis heute nur teilweise erforscht! Ein komplexer Mechanismus reguliert das Zusammenspiel von biochemischen Botenstoffen, Organen, Blutgefäßen und Nervensystem.

»Die Ärzte wissen nur lückenhaft, an welchen Stellen dieser Mechanismus so gestört wird, dass Bluthochdruck entsteht«,

schreibt die Hochdruckliga auf ihrer Homepage.

Man kennt aber etliche Umstände, die den Bluthochdruck begünstigen: „in erster Linie die Erbanlagen und der persönliche Lebensstil“, heißt es bei der Hochdruckliga. Und es gibt Faktoren, die den Bluthochdruck begünstigen. Die vier wichtigsten Faktoren für eine Hypertonie sind

  • zu wenig Bewegung
  • ungesunde Ernährung (hierzu zählen auch Rauchen und Alkohol)
  • Übergewicht
  • Stress.

Was erfahren wir aus unseren Blutdruckwerten?

Für die Beurteilung des Drucks sind zwei Werte wichtig: die Systole und die Diastole, der obere und der untere Wert. Um Systole und Diastole zu bestimmen, staut Ihr Arzt den Blutfluss: Eine aufgepumpte Manschette um den Oberarm blockiert den Kreislauf. Jetzt erreicht kein Blut den Teil Ihres Körpers, der hinter dieser Blockade liegt – meist der Unterarm.

Dann wird die Manschette geöffnet. Wenn das Blut wieder fließen kann, hört man durch das Stethoskop den Puls klopfen und liest den ersten Wert auf der Skala des Messgeräts ab. Der zweite Wert ist dann erreicht, wenn man keinen Puls mehr im Stethoskop vernimmt, wenn also das Blut wieder frei fließt.

Stellen Sie sich eine Schleuse auf einem Fluss vor. Sie ist randvoll mit Wasser, beide Tore sind geschlossen, der Fluss ist an dieser Stelle gestaut, er fließt nicht, er ist still. Jetzt öffnet der Schleusenwärter das flussabwärts gelegene Tor. Mit Macht schießt nun das aufgestaute Wasser aus der Schleuse, und in diesem Moment misst man den Druck, mit dem der Fluss die Schleuse verlässt: die Systole. Wenn alles Wasser abgeflossen ist und der Fluss mit seiner „normalen“ Geschwindigkeit fließt, wird der zweite Wert gemessen, die Diastole. Das ist das Prinzip, das Ergebnis heißt dann beispielsweise „120 zu 80“, geschrieben 120/80.

Die Einheit ist mm/Hg: „Millimeter einer Quecksilbersäule“. Früher sahen die Blutdruckmessgeräte wie große Fieberthermometer aus, die auf dem Schreibtisch des Arztes standen. In ihnen stieg und fiel die blau oder rot gefärbte Quecksilbersäule: Sie legte einen Weg zurück (Manometer).

Der Arzt pumpte so viel Luft in die Manschette, dass die Säule etwa 180 Millimeter hoch kletterte; dann öffnete er das Ventil der Manschette, die Luft entwich, und die Säule fiel.

War der Patient gesund, hörte der Arzt in seinem Stethoskop das Einsetzen des Pulses, wenn die Säule etwa die Markierung „120 mm“ passierte – bei einer Höhe von 80 Millimeter versiegte das Geräusch des Pulses. Heute übernimmt zumeist eine digitale Version die Messung des Blutdrucks.

Wann ist der Blutdruck zu hoch?

Der Blutdruckwert eines gesunden und jungen Menschen beträgt in Ruhelage 120 für den oberen und 80 für den unteren Wert. Abweichungen von diesem Blutdruckwert sind normal, denn unser Körper und damit der Blutkreislauf passen sich ständig den jeweiligen Situationen an.

Er steigt langsam an, wenn wir die Treppe nehmen statt den Aufzug, er schießt in die Höhe, wenn wir rauchen, er fällt in den Keller, wenn wir Blut verlieren wie zum Beispiel bei einer Blutspende oder bei einer größeren Verletzung mit einer blutenden Wunde. Mit dem Alter des Menschen steigt auch in aller Regel der Blutdruck, der im Blutkreislauf vorherrscht.

Die Weltgesundheitsbehörde (WHO) hat aus diesen Erkenntnissen die Konsequenz gezogen und 1999 eine Vereinheitlichung vorgeschlagen. In ihrem Leitfaden Bluthochdruck unterscheidet sie vier Stufen des Blutdrucks:

  • optimal: < 120 — < 80 (< steht für „kleiner als“)
  • normal: < 130 — < 85
  • hochnormal: 130 bis 139 — 85 bis 89
  • Hypertonie Grad 1 bis 3 (Werte ab 140 zu 90)

Um von einem Bluthochdruck zu sprechen, müssen diese Werte dauerhaft auftreten; eine einzige Messung ist nicht aussagekräftig. Es sind mindestens drei Messungen an zwei Tagen erforderlich, die erste Indizien liefern können.

Ob ein Patient gefährdet ist, klärt dann die Langzeitmessung: Eine Blutdruckmanschette und ein Steuergerät messen und speichern 24 Stunden lang in kürzeren Abständen den Blutdruck. Aus den Ergebnissen zieht der Arzt seine Schlüsse und empfiehlt eine Therapie.

Welche Möglichkeiten der Therapien existieren, erfahren Sie in unserem Beitrag Behandlung des Bluthochdrucks.

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