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Social freezing: Apple und Facebook bezahlen Mitarbeiterinnen Kryokonservierung

Social freezing: Apple und Facebook bezahlen Mitarbeiterinnen Kryokonservierung

Die Nachricht, die NBC News auf seiner Homepage veröffentlicht, klingt nach Zukunftsmusik mit Beigeschmack: Zwei Giganten aus Silicon Valley, Apple und Facebook, zahlen ihren Mitarbeiterinnen die Kosten für eine Kryokonservierung, wenn sie ihren Wunsch nach einer Schwangerschaft auf später verschieben. Auf sehr viel später verschieben.

Kryokonservierung: Was ist denn das?

Kryokonservierung ist das Einfrieren von männlichen oder weiblichen Substanzen, die für die Fortpflanzung erforderlich sind. Beim Mann betrifft es nahezu ausschließlich die Samenzelle, bei der Frau kommen fürs Einfrieren Eierstock und Eizelle in Frage.

Das Einfrieren der Eizellen galt bis vor kurzem in besonders tragischen Fällen als ultima ratio: Frauen vor einer Chemotherapie oder Radikaloperation (Entfernung der Eierstöcke) bewahren sich durchs Einfrieren von Eizellen die Chance auf eine Schwangerschaft, wenn es ihnen wieder besser geht. Das Problem: Beim Einfrieren bzw. beim Auftauen entstehen Kristalle. Kristalle sind scharfkantig und können die Eizellen zerstören.

Seit dem Jahr 2010 ist diese Gefahr gebannt. Die Spanierin Dr. Ana Cobo von der Universität Valencia hat eine Technik entwickelt, mit der Eizellen eingefroren und wieder aufgetaut werden können, ohne dass sie Schaden nehmen. Das eröffnete neue Anwendungsmöglichkeiten, die in dem Begriff „Social freezing“ ihren Ausdruck fanden: im Einfrieren von Eizellen aus rein sozialen Überlegungen. Zum Beispiel, weil frau heute Karriere machen und erst morgen Hausfrau und Mutter sein will.

Apple und Facebook: Social freezing weitergedacht

Kryokonservierung ist High-tech-Medizin und damit teuer. Nicht jede Familie, nicht jede Frau kann sie sich leisten. Diese Situation nutzen Apple und Facebook für ihr Angebot: Wenn Mitarbeiterinnen ihre Fruchtbarkeit „auf Eis legen“, werden diese Kosten übernommen, wie Sprecher der beiden Unternehmen gegenüber NBC News bestätigen. Laut dem Online-Portal wird Apple im Januar 2015 damit starten, Facebook bietet Kryokonservierung bereits seit kurzem seinen Mitarbeiterinnen an.

Der Grund für die ungewöhnliche Offerte liegt auf der Hand. Nicht nur in Silicon Valley fehlen IT-Spezialisten, dieser Mangel ist weltweit ein Problem. Qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen, ist schon schwer genug – sie zu halten, erfordert mittlerweile ganz eigene Strategien, den Geld allein macht nicht glücklich.

Man kann das Angebot von Apple und Facebook als geschmacklosen Versuch sehen, mit dem sie das Privatleben ihrer Angestellten beeinflussen wollen. Andererseits müssen Frauen nicht darauf eingehen: Es ist wohl als eine Art Einladung zu verstehen. Apple und Facebook greifen nur auf, was nicht wenige Frauen schon seit längerem beschäftigt – die Vereinbarkeit von Kind und Karriere. Eine vom Arbeitgeber bezahlte Kryokonservierung entpuppt sich als verlockendes Argument. Und klingt trotzdem zugleich wie pure Utopie.

Wie teuer eine Kryokonservierung ist, lässt sich nur ungefähr bestimmen. Ganz wesentlich hängen die Kosten davon ab, wie lange die Eizellen tiefgekühlt gelagert werden. Laut NBC News bezahlen Apple bzw. Facebook bis zu 20.000 U$-Dollar je Mitarbeiterin; das entspricht etwa 16.000 Euro.

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