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Was ist Cholesterin?

Was ist Cholesterin?

Obwohl kaum jemand all seine Aufgaben kennt, gilt Cholesterin als brandgefährlich. Doch alles im menschlichen Körper besitzt auch einen Nutzen. Woher also stammt der schlechte Leumund des Cholesterins?

Die Antwort auf diese Frage ist relativ einfach: Weil am Cholesterin eine Art Exempel statuiert wird, weil am Beispiel Cholesterin Erklärungen möglich sind, die dem menschlichen Bedürfnis nach Einfachheit entgegen kommen. So langsam aber wandelt sich das Bild, die Substanz wird mittlerweile etwas differenzierter betrachtet.

Lesen Sie hier die wesentlichen Fakten, die Ihnen beim nächsten Arztbesuch das nötige Hintergrundwissen liefern: Sieben Antworten auf sieben drängende Fragen zum Thema Cholesterin.

Was ist das eigentlich, Cholesterin?

Cholesterin ist eine fettähnliche Substanz. Fettähnlich heißt: Es zeigt einen anderen chemischen Aufbau als Fette.

Der Körper benötigt die Substanz als Baustein für die Zellwände und bei der Bildung von Hormonen. Man kann Cholesterin dem Körper von außen zuführen (mit Hilfe von tierischen Produkten), im Wesentlichen aber bildet nahezu jede Zelle das lebensnotwendige Cholesterin, am meisten jedoch die Leber.

Warum ist Cholesterin eigentlich gefährlich?

Wie bereits dargestellt, produziert der Körper das erforderliche Cholesterin selbst und kann auf die Zufuhr von außen verzichten. Regelmechanismen steuern den Gehalt an Cholesterin im Körper, doch sind diese Mechanismen bei manchen Menschen gestört.

Wenn sich Cholesterin an den Gefäßwänden ablagert, kann das bis zum lebensbedrohlichen Schlaganfall oder Herzinfarkt führen. Ob die Substanz hier allerdings als alleinentscheidende oder gar zentral verantwortliche Substanz maßgeblich beteiligt ist, darüber sind sich Wissenschaft und Ärzte nicht einig.

Schädigt Cholesterin meinen Körper in jedem Fall?

Cholesterin ist schlecht wasserlöslich, es ist ja eine fettähnliche Substanz. Deshalb wird es für den Transport im Blut an Eiweiße gebunden, es bilden sich dabei die so genannten Lipoproteine. Lipoproteine gibt es in zwei Formen: als LDL-Cholesterin und als HDL-Cholesterin.

LDL-Cholesterin ist die Abkürzung von low density lipoprotein. Weil es sich in den Gefäßen ablagern und sie verengen, also schädigen kann, gilt es als „schlechtes“ oder auch „böses“ Cholesterin.

Das „gute“ HDL-Cholesterin (H steht hier für high) hingegen ist sogar in der Lage, diese Ablagerungen aufzulösen. HDL transportiert das Cholesterin zurück zur Leber.

Es scheint also nun ganz einfach: Zu viel LDL im Blut erhöht die Gefahr von Ablagerungen an den Gefäßwänden. Der Durchfluss wird enger, die Fließgeschwindigkeit des Blutes erhöht sich, und auch der Blutdruck steigt. Enge Gefäße können letzten Endes verstopfen, dann stoppt die Durchblutung an dieser Stelle (falls das Gefäß nicht sogar reißt), es drohen Gefäßkrankheiten wie die Arterien-„Verkalkung“ Arteriosklerose) und letzten Endes Schlaganfall und/oder Herzinfarkt.

Leider ist es nicht ganz so einfach.

Eine einfache Eselsbrücke zum Unterscheiden von LDL und HDL: HDL = hab dich lieb (also „gutes“ Cholesterin), LDL = lass das lieber  (fürs „schlechte“ Cholesterin).

 

Was sagt mir der Gesamtcholesterinwert?

Bei einer Blutuntersuchung werden im Labor normalerweise drei Werte gemessen:

  • das Gesamtcholesterin
  • die Menge an LDL
  • das Vorkommen von HDL.

Es gibt für jeden dieser drei Bestandteile Normwerte, doch die können bestenfalls eine Art Orientierung bieten. Es genügt eben nicht festzustellen, dass das Gesamtcholesterin erhöht ist (also höher ist als die von der Lipid-Liga empfohlenen Richtwerte. Die Lipid-Liga DGFF ist die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen) – immer auch müssen mindestens die beiden Werte von LDL und HDL in die Betrachtung einbezogen werden!

Wenn bei einer Untersuchung kritische Werte festgestellt werden, ist es höchste Eisenbahn. Spätestens jetzt sollten Sie sich informieren! Welche Aufgaben haben LDL und HDL? Wie wirken sie? Welche Wechselwirkung besteht zwischen den beiden?

Es gibt zwar mittlerweile ganz hervorragende Medikamente (etwa die Statine), doch gilt es wie bei jeder Medikamenteneinnahme abzuwägen: Sind die gewünschten Wirkungen des Medikaments wichtiger als seine unerwünschten Wirkungen („keine Wirkung ohne Nebenwirkung“)? Können die unerwünschten Wirkungen in Kauf genommen werden?

Die Nebenwirkungen cholesterinsenkender Medikamente sind nicht unerheblich. Und bedenken Sie: Ärzte sprechen sich in aller Regel für eine lebenslange Einnahme der Mittel aus – zumindest aber stellen sie eine sehr, sehr lange Behandlungsdauer mit dem Medikament in Aussicht. Begründet wird das unter anderem dadurch, weil die Cholesterinwerte im Blut mit zunehmendem Alter sowieso steigen.

Besonders bedeutsam also wird die Antwort auf die Frage sein: Ist ein Medikament überhaupt erforderlich, und was kann ich, der Patient, selber tun?

Wie erhöhen sich meine Cholesterinwerte?

Cholesterin sorgt unter anderem für die reibungslose Arbeit der Synapsen, das sind die Schaltstellen zwischen den Zellen im Gehirn. Eine so wichtige Aufgabe überlässt der Körper nicht dem Zufall, ob er auch genügend Cholesterin über die Nahrung erhält. Also produziert der Körper den Stoff selbst – und das tut er in aller Regel gut.

Über die Nahrung (und hier ausschließlich die Fette der tierischen Produkte wie Milch, Eier, Fleisch) gelangt zusätzliches Cholesterin in den Körper. Nun legen verschiedene Untersuchungen den Verdacht nahe, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen fettreicher Ernährung, zu wenig Bewegung – kurz: zwischen den Nachlässigkeiten unseres Alltagslebens – und hohen Cholesterinwerten. Zu hoher Alkoholkonsum und Rauchen wären hier noch aufzuführen, und auch eine Vorbelastung in der Familie wird mit den erhöhten Werten in Zusammenhang gebracht.

Es besteht aber bei weitem keine Einigkeit darüber, was zu hohe Werte sind: Genau wie bei den Blutdruckwerten gelten beispielsweise in den USA andere Grenzwerte als bei uns. Und ganz einmal abgesehen davon, weiß man nicht mit letzter Sicherheit, ob hohe Werte tatsächlich solche Übeltäter sind, wie es allgemein angenommen wird. Es bleibt kaum eine andere Wahl, als sich seinem Arzt mit seinen Bedenken anzuvertrauen – oder sich selbst zu informieren.

Welchen Einfluss habe ich auf meinen Cholesterinspiegel?

Je mehr die Wissenschaft über das Wesen herausfindet, desto mehr scheint sich Cholesterin einfachen Zusammenhängen zu entziehen. Der Einfluss der Ernährung auf den Cholesterinspiegel scheint begrenzt zu sein. Selbst das so oft gescholtene Frühstücksei (mit 200 bis 250 mg Cholesterin bei einer empfohlenen Tagesdosis von 300 mg eine der so genannten „Cholesterinbomben“) wird mal strikt verboten, dann wieder moderat erlaubt und schließlich als gänzlich unbedeutend eingestuft. Hier lässt sich kaum etwas Allgemeingültiges in Erfahrung bringen.

Wer die Zufuhr von Cholesterin mit der Nahrung ganz vermeiden möchte, sollte sich vegan ernähren. Vegan, das bedeutet: ausschließlich pflanzliche Produkte zu sich nehmen. Viele Punkte sprechen für diese Art der Nahrungsaufnahme, doch es gibt enormen Gegenwind aus der Wissenschaft (zum Beispiel, was die Zufuhr von Vitamin B12 betrifft).

Die Vorteile der veganen Ernährung jedoch sind es allemal wert, die eigenen Gewohnheiten einmal umzustellen, und sei es auch nur für ein, zwei Monate. Nahezu ausnahmslos berichten Menschen begeistert von einem neuen Lebensgefühl und oftmals dem Schwund etlicher Probleme und Problemchen, die sie bis dato hatten (Übergewicht, Unruhe, Hautirritationen, Müdigkeit, Bluthochdruck …).

Fakt bleibt:

»… Regelmechanismen in den Körperzellen drosseln die eigene Cholesterinbildung, wenn mehr Cholesterin mit den Mahlzeiten aufgenommen wird.« (aus: „Cholesterin selbst senken in 10 Wochen“ von Dr. med. Ramon Martinez, Schlütersche, S. 65.)

Wann muss ich meinen Cholesterinspiegel kontrollieren lassen?

Generell nimmt der Gesamtcholesterinspiegel mit dem Alter deutlich zu. Wenn das sowieso eintrifft, so ist das normal. Und das bedeutet: Ein steigender Spiegel ist Teil des Alterungsprozesses!

Folgt man nun den diversen Empfehlungen und Richtlinien, so besitzt kaum ein Mensch „normale“ Werte – man müsste also ständig über Medikamente heruntergeregelt werden. Nicht wenige Kritiker vermuten hierhin den Ansatz der Pharmaindustrie für ein milliardenschweres Geschäft. Doch wie immer ist auch hier die Lage nicht eindeutig. Wer ganz sicher sein will, nutzt ab etwa dem 40. Lebensjahr seine Vorsorgeuntersuchungen für die Bestimmung der Cholesterinwerte im Blut. Die Kosten dazu übernehmen die Krankenkassen. Bei erblicher Vorbelastung kann auch ein Test im Kindes- oder Jugendalter sinnvoll sein.

Extra-Tipp
Aus den umfangreichen Daten der PROCAM-Studie (Prospective Cardiovascular Münster Heart Study), an der seit 1979 etwa 40.000 Personen teilgenommen haben, haben Prof. Dr. Gerd Assmann und Kollegen ein Berechnungsverfahren entwickelt, das auf einfache Weise und mit großer Zuverlässigkeit eine Risikoabschätzung erlaubt. Es gibt eine „Profi-Variante“ des Tests, in die der Arzt die Laborwerte des Patienten eintragen kann; auf der Homepage findet sich aber auch der PROCAM-Quick-Test, der ohne Laborwerte auskommt und mit dem jeder rasch und einfach feststellen kann, in welche Risikogruppe er gehört und ob er einen Arzt aufsuchen sollte.

Zur Beachtung
Die Informationen auf dieser Seite sind sorgfältig ausgesucht und nach bestem Wissen zusammengetragen worden. Bitte beachten Sie aber, dass die hier genannten Hinweise natürlich nicht den Rat einer erfahrenen Fachkraft ersetzen. Im Falle von Beschwerden gilt also immer: Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!

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