Seite auswählen

Body Mass Index (BMI) ist beim Baby nicht aussagekräftig

Body Mass Index (BMI) ist beim Baby nicht aussagekräftig

Die atemberaubend schnelle körperliche Baby-Entwicklung in seinen ersten Lebensjahren fordert ungeheure Mengen an Energie – Energie, die der Körper in Form von Kalorien über die Nahrung erhält. Ob ein Baby die richtige Menge an Kalorien bekommt, lässt sich an seinem Wachstum ablesen – und natürlich an seinem Gewicht bzw. an der Gewichtszunahme.

Ist der bei Erwachsenen so beliebte Indikator, der Body Mass Index (BMI), aber auch ein aussagekräftiges, verlässliches Instrument bei Ihrem Baby? Fragen an eine Hebamme und an einen Kinderarzt.

Wachstumstempo beim Baby: kraftraubend, kalorienzehrend

Bei dem ungestümen Wachstumstempo Ihres Kindes gibt es logischerweise Phasen, in denen das Baby mal zu leicht erscheint, ein anderes Mal zu schwer – ja, es kann schon mal vorkommen, dass ein Strampler über Nacht zu klein wird! Viele Eltern sind dann unsicher und stellen sich die Frage, ob ihr Kind tatsächlich zu schwer ist – oder eben nur so wirkt. Kann ein Baby denn wirklich dick werden?

»Ein Baby kann nicht überfüttert werden.«

sagt Bettine Morys, Hebamme in Würzburg. Wie so viele Hebammen auch, ist sie ein Ruhepol und steht werdenden Eltern in allen Belangen zur Seite. Natürlich aber kennt auch sie sehr wohl dicke Babys, und so schiebt sie eine wichtige Bedingung nach: „Ein Baby kann kaum dick werden – das gilt aber nur, solange der Säugling voll gestillt wird. Alleine durchs Stillen kann eine Mutter ihr Baby nicht überfüttern.“

Und die Hebamme trifft eine feine Unterscheidung. „Dick“, sagt sie, „das kann eine sehr subjektive Einschätzung sein, Übergewicht dagegen ist an eine Zahl gebunden, an einen objektiven Wert.“

Ein Baby kann kaum zu dick werden – Beruhigende Worte der Hebamme und des Kinderarztes

Dr. Georg Handwerker, Kinderarzt in Passau, bestätigt: „Übergewicht und Adipositas, also extremes Übergewicht, sind klar definierte Größen.“

Definiert werden sie zum Beispiel durch den Body Mass Index (BMI), der das Gewicht durch eine Berechnungsformel in Beziehung zur Größe setzt und so besser auf Übergewicht hinweisen soll als nur die bloße Zahl der Kilos.

Body Mass Index und Eßstörungen beim Kind – Manchmal sind die Eltern verantwortlich

Der BMI aber ist umstritten; er unterscheidet beispielsweise nicht zwischen Muskelmasse und Fettgewebe. Und für mindestens zwei Personengruppen ist er überhaupt nicht gedacht: für Schwangere und für Stillende.

Aber auch nicht für ein Baby, wie Bettine Morys meint: »In den ersten zwei Lebensjahren ist es wenig sinnvoll, das Gewicht bei einem voll gestillten Baby nach dem BMI zu beurteilen.«

Nicht erfassen kann der BMI Essstörungen bei den Kindern. Essstörungen aber tauchen immer wieder mal auf, weswegen der Begriff Störung in die falsche Richtung weisen mag: Auch wir Erwachsene haben nicht immer gleichbleibend Hunger, Appetit oder Lust auf bestimmte Nahrungsmittel.

Bevor Eltern von Essstörungen bei Ihrem Kind sprechen, sollten Sie das Baby eine ganze Zeit beobachten – und sich selbst dazu, denn nicht selten geht der Stress von den Eltern aus, die das beste für ihr Kind wollen, ohne zu wissen, was ihr Kind zu ihren Vorstellungen sagt …

Eltern: Spezialisten fürs eigene Kind

Der BMI, der Body Mass Index, funktioniert also nicht bei Babys – oder nur sehr bedingt. Beruhigende Auskunft, doch was folgt daraus?

»Niemand kennt ein Kind besser als die eigenen Eltern!«

Theodor Hellbrügge hat das gesagt, der großartige deutsche Kinderarzt, der das Münchener Kinderzentrum ins Leben gerufen hat und überall auf der Welt segensreich tätig war.

Für Hellbrügge heißt das aber auch: Sie, die Eltern Ihres Kindes, sind die eigentlichen Spezialisten – nur in Zusammenarbeit mit Ihnen kann ein Kinderarzt wirklich helfen.

  • Betrachten Sie die Entwicklung Ihres Kind mit Wohlwollen und – Ruhe! Es geht hier nicht um Reifenprobleme beim Formel-1-Rennen!
  • Lassen Sie Ihrem Kind sein eigenes Tempo. Manche laufen bereits mit zehn Monaten, andere erst mit fünfzehn. Es gibt eine Bandbreite, die vollkommen normal ist!
  • Wenn Sie Sorgen haben, bewahren Sie Ruhe. Außer in einem akuten Notfall gibt es nichts, was Eile bedarf.
  • Wirklich hilfreich: Notieren Sie in einem eigenen Kalender (Tagebuch) die Entwicklung Ihres Kindes: das erste Greifen, Lächeln, Brabbeln, Aufrichten …

Ein Kalender hilft Ihrem Arzt, er hilft Ihnen – und er ist eine durch nichts zu ersetzende Erinnerung an eine der schönsten Phasen in Ihrem Leben!

WAS IST DAS: BODY MASS INDEX (BMI)?

Der Body Mass Index (BMI) beschreibt das Verhältnis zwischen dem Gewicht eines Körpers (Masse) und seiner Größe (Zentimeter im Quadrat). Berechnet wird er nach einer Formel.

Der BMI ist auch deshalb umstritten, weil er beim Körpergewicht nicht unterscheidet zwischen (gesunder bzw. unschädlicher) Muskelmasse und potentiell gefährdendem Gewebefett.

Nicht zuletzt aus diesem Grund arbeiten Mediziner neben dem Body Mass Index  mittlerweile mit höchst unterschiedlichen Indices, zum Beispiel mit dem Body Shape Index ABSI. Vom Index ABSI erhoffen sich die Wissenschaftler bessere Vorhersagen als mit dem BMI zur Gefahr, frühzeitig an Risikofaktoren zu sterben.

DIE FORMEL FÜR DEN BODY MASS INDEX (BMI)

Die Formel zur Berechnung des BMI lautet: BMI = (Gewicht in Kilogramm) : (Länge in Meter mal 2)
Ein 1,75 Meter großer Mann mit einem Gewicht von 82 Kilo hat einen Body Mass Index von 26,8.

Die Berechnung 82 : (1,75 x 2) bzw 82 : 3,06 = 26,8 BMI

Diese Zahl schlagen sie in einer Tabelle nach.

Tabellen geben Auskunft, ob dieser Wert im Normbereich liegt bzw. ein Unter- oder Übergewicht anzeigt.

Über den Autor

Hinterlasse eine Antwort